Die Gewöhnliche Hasel

Corylus avellana

Abb. 1 Haselstrauch voller Kätzchen mit bereits teilweise aufgegangenen Blüten / Foto: Brigitte Steinke
Abb. 1 Haselstrauch voller Kätzchen mit bereits teilweise aufgegangenen Blüten / Foto: Brigitte Steinke

Falls der Eine oder Andere von Ihnen bereits von Heuschnupfen geplagt ist - die Übeltäter sind die blühenden Haselsträucher (Abb. 1), sie „beglücken“ die Allergiker teilweise bereits seit Ende Dezember mit ihren Pollen. Dafür beliefern Sie uns wenigstens im Herbst mit leckeren Haselnüssen. Die in Läden angebotenen Nüsse gehören normalerweise einer anderen Art an, nämlich der Lambert-Hasel (Corylus maxima), welche von der Balkanhalbinsel stammt und früher überwiegend in Italien angebaut wurde. Der Artname unserer heimischen Hasel stammt  vom antiken Ort Avella (früher Abella) in Italien ab, um den herum zu der Zeit sehr viele Haseln angebaut wurden. Vielleicht dachte man damals das es sich um die gleiche Art handelt.


Haselsträucher gehören zur Familie der Birkengewächse (Betulaceae). Den Frühblüher-Allergikern wird nun sicher klar, warum sie in der Regel gegen Birken- und Haselpollen allergisch reagieren. Die Dritte im Bunde, die wie die anderen auch Kätzchen bildet, ist die Erle. Aber nur Haselsträucher bilden Nüsse. Corylus avellana erreicht in der Regel eine Höhe von vier Meter. Es können jedoch auch einmal 10 Meter werden. Sie wird bis 100 Jahre alt. Die Baum-Hasel (Corylus colurna), die man immer häufiger als Straßenbaum sieht (z.B. Binterimstraße in Bilk), stammt aus Südosteuropa. Sie kann bis zu 25 Meter hoch werden. Man trifft sie im Gegensatz zu Corylus avellana nur selten in unseren Wäldern an. Unsere heimische Hasel ist in ganz Europa bis in den Kaukasus verbreitet und in NRW einer der häufigsten Büsche.

 

Die hellgrünen Blätter sitzen wechselständig in 2 Reihen an den Zweigen. Sie sind mehr oder weniger eiförmig, am Blattstiel auch herzförmig und laufen in einer Spitze aus, die unterschiedlich geformt sein kann. Die leicht lappige Blattspreite ist von reichlich Seitenadern durchzogen. Die Blätter sind am Rand doppelt gezähnt. Das Laub bietet Nahrung für ca. 45 Nachtfalterraupenarten. Auch Säugetiere fressen die Blätter gerne. Wir Menschen können ebenfalls von den Blättern profitieren. Tee daraus soll entwässernd und stoffwechselanregend sein.

Abb. 2 Junge, hellgrüne Blätter von Corylus avellana  / Foto: Brigitte Steinke
Abb. 2 Junge, hellgrüne Blätter von Corylus avellana / Foto: Brigitte Steinke

Haseln sind getrenntgeschlechtlich, aber einhäusig. Das heißt, es gibt rein männliche und rein weibliche Blüten, die sich beide an der gleichen Pflanze bilden. Die männlichen Blütenstände, als Kätzchen bekannt, hängen meist zu dritt an den Enden kurzer Zweige herab (Abb. 3a). Sie werden bereits im Herbst gebildet. Anfang des neuen Jahres, lange vor dem Blattaustrieb, verlängern sich die Kätzchen bis auf 10 cm und öffnen sich dann, damit der Pollen vom Wind davongetragen werden kann. Es findet keine Selbstbestäubung statt.

Fotos: Brigitte Steinke

Foto links (Abb.3a): Ein Büschel von hier vier Kätzchen, deren Blüten geöffnet sind

Foto rechts (Abb. 3b): Die schützenden Tragblätter der Blüten sind flaumig, die Staubbeutel lang behaart   


Die Kätzchen sind botanisch betrachtet Blütentrauben aus sehr vielen Einzelblüten. Im nicht aufgeblühten Zustand schuppenartig aussehende Tragblätter (Abb. 4), wirken im blühenden Zustand in der Vergrößerung eher wie mit Flaum besetzte Hauben. Die vier Staubbeutelpaare pro Blüte sind mit längeren Haaren versehen (Abb. 3b). Die Blüten haben keine Blütenblätter – benötigen sie auch nicht, weil sie keine Insekten zum Bestäuben anzulocken brauchen. Das wird ja durch Wind erledigt. Das frühe Blühen wäre sonst auch fatal um Nachkommen zu zeugen. Nur einige frühe Hummeln kommen vorbei, um sich von den Pollen zu ernähren.

Die extrem reduzierten, im Vergleich zu den Kätzchen winzigen weiblichen Blütenstände ähneln Laubknospen und sind nur durch die aus ihren Tragblättern herausschauenden roten Griffelenden mit den Narben erkennbar (Abb. 5). Sie sind meist zu mehreren über den männlichen Blütenständen zu finden. Um sie überhaupt sehen zu können, muss man allerdings schon ein wenig näher herangehen und genauer hinschauen. 

Abb. 4 Über den noch geschlossenen Kätzchen sind ein geöffneter und ein sich öffnender weiblicher Blütenstand sowie eine kleine Knospe zu sehen / Foto: Brigitte Steinke
Abb. 4 Über den noch geschlossenen Kätzchen sind ein geöffneter und ein sich öffnender weiblicher Blütenstand sowie eine kleine Knospe zu sehen / Foto: Brigitte Steinke

Alle Haseln bilden Nussfrüchte (Abb. 5).Sie stehen stets in kleinen Grüppchen zusammen. Ein zweiblättriger, laubblattartiger, ausgefranster Fruchtbecher umgibt die einzelnen Nüsse. Bei Corylus avellana ist er kelchartig  offen und relativ kurz, bei anderen Arten länger und teilweise am Ende geschlossen. Die Früchte sind rund bis eiförmig. Ihre Schale ist braun-grau und mit Längsrippen versehen. Für die Verbreitung sorgen Tiere wie Eichhörnchen, Haselmäuse, Eichelhäher oder Krähen. Eichhörnchen und Haselmäuse legen Wintervorräte an, sind aber sehr vergesslich was die Verstecke betrifft, so dass immer ein Teil der Nüsse auskeimen und eine neue Hasel-Generation sich bildet.

Abb. 5 Reife Haselnüsse vom in Abb. 1 gezeigten Strauch / Foto: Brigitte Steinke
Abb. 5 Reife Haselnüsse vom in Abb. 1 gezeigten Strauch / Foto: Brigitte Steinke

Optimal für die Entwicklung und Fruchtbildung (viele und große Nüsse) sind sonnige Standorte mit hoher Luftfeuchtigkeit, essentiell ein feuchter, humoser Boden. Letztes Jahr haben viele Sträucher wegen der Trockenheit die Fruchtstände mit den noch unreifen Nüssen abgeworfen.

 

Die Blütezeit der Haseln gilt als Klimaindikator. Die Blütezeit hat sich mittlerweile um mindestens einen Monat nach vorne verschoben - ein deutliches Zeichen für zu hohe Temperaturen im Winter.

 

Die biegsamen Haselruten eignen sich wie Weidenruten für Flechtarbeiten. Eine Besonderheit darunter sind die lebenden Nieheimer Flechthecken (Kreis Höxter). Sie wurden als immaterielles Kulturerbe eingestuft.


Quellen:

 

Bochumer Botanischer Verein: https://botanik-bochum.de/web/pflanzenportraets.htm

Bundesamt für Naturschutz: https://www.floraweb.de/xsql/artenhome.xsql?suchnr=1676&