Der Star ist ein Star

BIRDnet! Der “Gemeine Star”, der Sturnus vulgaris, war NABU Vogel des Jahres 2018. Aber der Star ist nicht der einzige Star, denn auch in Europa ist die Starenfamilie mit drei Brutvogelarten vertreten und zwei weitere brüten “vor der Haustür”. birdnet.de stellt die Stars unter den Singvögeln vor!

 

Verwandschaft?

Abb.1 : Stare sind gesellig, das gilt mehr oder weniger für alle Arten. Für die europäischen auf jeden Fall. Hier ist Sturnis vulgaris zu sehen - "unser" Star. Der Vogel des Jahres 2018 / Foto: TGP/birdnet.de
Abb.1 : Stare sind gesellig, das gilt mehr oder weniger für alle Arten. Für die europäischen auf jeden Fall. Hier ist Sturnis vulgaris zu sehen - "unser" Star. Der Vogel des Jahres 2018 / Foto: TGP/birdnet.de

Mal Ordnung reinbringen...

 

Wenn wir schon über Familie und Art sprechen, sollten wir uns kurz aufhalten mit der Taxonomie, dem biologischen Ordnungssystem, der Vögel. Bei den Staren ist es so, dass die Star-Arten zur Familie Sturnidae innerhalb der Ordnung der Passeriformes gehören. Diese Ordnung wird auch Sperlingsvögel genannt und eine Unterabteilung davon bilden die Singvögel, die Passeri. Also gehört die Familie Stare (Sturnidae) zu den Singvögeln (Passeri) und die wiederum zur Ordnung der Sperlingsvögel (Passeriformes). Das haben wir also geklärt. Aber was unterscheidet die Stare von den anderen Singvögeln, oder anders herum, was haben alle Stare gemeinsam?

 

Stare sind kurzschwänzige, gesellige drosselgroße Vögel. Von den Drosseln unterscheiden sie sich durch kurze Delta-Flügel, einen kurzen Schwanz und die trippelnde und nicht hüpfende Fortbewegung am Boden. Vermutlich hängt das damit zusammen, dass Stare halboffene Landschaften besiedeln mit kurzrasigen oder sogar vegetationslosen Stellen. Dort muss man nicht hüpfen um in einem Gewirr von Laub und Zweigen und Halmen voranzukommen, sondern das schnelle Laufen oder sogar Rennen ist vorteilhafter, zum Beispiel bei der Verfolgung von Beutetieren. 

Abb.2 : Jungstare, die bereits in ihr erstes Winterkleid mausern, können Einsteiger leicht verwirren. Dieser wurde im Juli aufgenommen von Olav Krüger/naturgucker.de 
Abb.2 : Jungstare, die bereits in ihr erstes Winterkleid mausern, können Einsteiger leicht verwirren. Dieser wurde im Juli aufgenommen von Olav Krüger/naturgucker.de 
Abb.3 : Spektakuläre Schlafplatzflüge unternehmen alle drei europäischen Stare. Hier in Dänemark fotografiert von Edith Löb/naturgucker.de
Abb.3 : Spektakuläre Schlafplatzflüge unternehmen alle drei europäischen Stare. Hier in Dänemark fotografiert von Edith Löb/naturgucker.de
Abb. 4 : Hirtenmaynas (Hirtenmainas) – diese Starenart breitet sich langsam durch Aussetzungen global aus! Dieses Fotos wurde in Israel gemacht. Foto: TGP/birdnet.de
Abb. 4 : Hirtenmaynas (Hirtenmainas) – diese Starenart breitet sich langsam durch Aussetzungen global aus! Dieses Fotos wurde in Israel gemacht. Foto: TGP/birdnet.de

Die Familie der Stare ist nahezu weltweit verbreitet. Die Familie umfasst 34 Gattungen und fast 120 Arten. Die für uns wichtigsten Gattungen oder Gruppen sind die Afrikanischen Stare mit 34 Arten, die Rotschwingen-Stare mit elf Arten in der Gattung Onychognathus, die Eurasische Stare mit 26 Arten und die südasiatischen und pazifischen Stare mit 43 Arten.

 

Stare S. vulgaris kamen ursprünglich nur in Afrika und Eurasien vor. Mehrere europäische und asiatische Arten sind jedoch nach Nordamerika, beziehungsweise Australien und Neuseeland eingeführt worden. Die weltweit am weitesten verbreitete Art ist der Star Sturnus vulgaris. Er wurde von Einwanderern fast überall hin “mitgenommen” und hat so weite Teile des außereuropäischen (politischen) Westens erobert.

 

Wer schon mal in Afrika Vögel beobachtet hat, hat mit Sicherheit Glanzstare gesehen und sich über die Vielfalt und Schönheit dieser meist blau oder grün glänzenden Vögel gewundert. Wer schon im Nahen Osten unterwegs war, kennt die Hirtenmayna, eine invasive Starenart ursprünglich aus dem südlichen Asien. In Tel Aviv gibt es mittlerweile noch eine Art, die Fahlbürzelmaina aus Fernost-Asien. Ansonsten kommt im Nahen Osten auf der Arabischen Halbinsel und in Israel der dort schon lange heimische Tristram Star vor, er gehört zu den Rotschwingen-Staren.

 

In Europa finden wir den Star, den Einfarbstar und den Rosenstar. Dazu kommen wir jetzt.


Unsere Stare

Abb. 5 : Der Dreifarben-Glanzstar aus Ostafrika ist ein besonderer Hingucker! Foto: TGP/birdnet.
Abb. 5 : Der Dreifarben-Glanzstar aus Ostafrika ist ein besonderer Hingucker! Foto: TGP/birdnet.

Stare allgemein sind recht ordentliche Sänger. Unser Star aber ist ein besonders guter Sänger, der meisterhaft fremde Geräusche imitieren kann. Als Höhlenbrüter bauen die Stare ihre “unordentlichen“ Nester nicht nur in Baumhöhlen, sondern auch in Nischen und Höhlen an Gebäuden und oft auch in Nistkästen. Ihre Nahrung besteht aus einem breiten Spektrum von Kleintieren und Früchten. Da sie Fruchtzucker nicht gut vertragen, stürzen sie sich besonders auf Kirschen, deren speziellen Zucker sie verdauen können. Von anderen Früchten bekommen sie oft Durchfall.

 

Spektakulär sind synchrone Schlafplatzflüge mit mehreren Tausend Staren außerhalb der Brutzeit. In den tieferen Lagen sind sie mittlerweile keine strengen Zugvögel mehr.

 

Die einzige in Mitteleuropa vorkommende Art ist leicht zu bestimmen. Anfänger sollten sich mit Staren im Jugendkleid vertraut machen, die oftmals im Spätsommer, wenn das Gefieder erst teilweise vermausert ist, Rätsel aufgeben. Aber nun zu den anderen beiden europäischen Star-Arten. 

Der Einfarbstar

Abb. 6 : Einfarbstar - ölig, lebhaft gefärbte Beine! Foto aus Spanien von vil.sandi/flickr.com unter creative commons (CC BY-ND 2.0)
Abb. 6 : Einfarbstar - ölig, lebhaft gefärbte Beine! Foto aus Spanien von vil.sandi/flickr.com unter creative commons (CC BY-ND 2.0)

Sturnus unicolor ersetzt den Star als Brutvogel weitgehend in Spanien, auf Sizilien, Korsika und Sardinien. Nordafrikas Küstenregionen besiedelt er mit großen Lücken von Tunesien bis Marokko. Er ist dem Star sehr ähnlich, viele Naturbeobachter, die Stare im Urlaub auf der Iberischen Halbinsel im Sommer sehen, werden nicht auf die Idee kommen, dass es sich um eine andere Art handelt. Im Winter ist es schwieriger, denn dann kann auch der “gemeine” Star als Wintergast dort vorkommen.

 

Unterscheiden kann man die beiden Arten erst auf den zweiten Blick: Zur Brutzeit fehlen dem Einfarbstar alle Flecken, die dann “unser” Star zumindest auf dem Rücken und an den Flanken zeigt. Im Ruhekleid sind die gewöhnlichen Stare regelrecht bunt im Vergleich zu den iberischen Verwandten, die dann zwar auch Flecken zeigen, aber keine hellen Federsäume auf den Flügeln, keine hellbraunen Flecken auf dem Rücken und dem Scheitel, wie Sturnus vulgaris. Die Einfarbstare wirken, und das ist wirklich gut zu sehen, immer ölig mit leicht blauem Schimmer im Sommer oder "stumpfen Glanz" im Winter.

 

Die Stimme des iberischen Stars ist unserem Star sehr ähnlich, aber trotzdem fallen sie oft mit langen auf- und abwärts ziehenden Pfiffen und langen Trillern auf. Das auch im Winter! 

Abb. 7 : Auch auf weitere Entfernung fällt der ölige Eindruck des Einfarbstars auf! Portugal im März. Foto: tgp/birdnet.de
Abb. 7 : Auch auf weitere Entfernung fällt der ölige Eindruck des Einfarbstars auf! Portugal im März. Foto: tgp/birdnet.de

Der Rosenstar

Abb. 8 : Ein fast ausgefärbter Rosenstar in einem Maulbeerbaum – des Stares Lieblingsspeise – in Israel. Foto: TGP/birdnet.de
Abb. 8 : Ein fast ausgefärbter Rosenstar in einem Maulbeerbaum – des Stares Lieblingsspeise – in Israel. Foto: TGP/birdnet.de

Ganz schön bunt ist er, jedenfalls im Brutkleid, dazu kommen wir noch, denn im Jugendkleid ist er schwieriger von gleich alten Staren zu unterscheiden. Junge Rosenstare haben aber immer einen gelben, kürzeren und keinen dunkelgrauen Schnabel und zweitens kontrastieren ihre dunklen Flügel zum beigefarbenen Körper.

 

Die adulten Vögel sind einfach zu unterscheiden, weil sehr originell gefärbt. Der rosafarbene Körper mit schwarzem Schwanz, Rücken, Flügeln, Nacken, Hals, Kopf und Kehle ist sofort auffällig. Auch die jungen Rosenstare im ersten Winter zeigen schon diese Farbaufteilung, ihnen fehlt nur noch das Rosa.

 

Rosenstare können invasiv ihre osteuropäischen Brutgebiete verlassen (vielleicht kommen sie auch noch von viel weiter her) und dann auf dem Balkan, in Tschechien, Ungarn “einfallen” und dort brüten. Das regelmäßige Verbreitungsgebiet zieht sich mit großen Lücken von Bulgarien, wo sie alljährlich brüten, nach Osten hin immer geschlossener und reicht bis nach Westchina im Osten und im Süden bis in den nördlichen Iran. 

Abb. 9 : Ein junger Rosenstar am Strand von Helgoland – im Hintergrund ein gemeiner Star im Herbstkleid. Fast in jedem Herbst landen junge, diesjährige Rosenstare auf dem Felseneiland. Foto: Richard Ehrich/naturgucker.de
Abb. 9 : Ein junger Rosenstar am Strand von Helgoland – im Hintergrund ein gemeiner Star im Herbstkleid. Fast in jedem Herbst landen junge, diesjährige Rosenstare auf dem Felseneiland. Foto: Richard Ehrich/naturgucker.de

Text: Thomas Griesohn-Pflieger 06/2021