Pflanze des Monats Oktober

Die Rundblättrige Glockenblume

Die Rundblättrige Glockenblume
Die Rundblättrige Glockenblume / Foto: Brigitte Steinke

Sie ist nicht selten, doch besonders gut gefällt es ihr am Deich des östlichen Himmelgeister Rheinbogens. Nach der letzten Mahd und dem vielen Regen ist sie noch einmal richtig in Schwung gekommen, die rundblättrige Glockenblume Campanula rotundifolia. Zwischen dem kurzen Gras ist die zarte Pflanze mit ihren blauen Blüten gerade leicht zu finden.


Campanula rotundifolia gehört zu den Glockenblumengewächsen. Sie ist relativ anspruchslos, und sowohl im Gebirge als auch im Flachland zu finden. Die Ausbreitung umfasst Europa und geht östlich bis nach West-Sibirien. Sie bevorzugt magere Böden, wobei ihr das sonstige Umfeld relativ gleichgültig ist. Es kann sich um Wiesen, Heiden oder um Wälder handeln.

 

Was charakterisiert Glockenblumengewächse?

 

Wie die Blüten der Weinrebe, zeigen sich auch die Blüten der Glockenblumengewächse zuerst in männlicher und entwickeln sich dann in die weibliche Form. Der Mechanismus ist jedoch ein ganz anderer:

  •  Vor dem Aufgehen der Blüte liegen die Staubgefäße dem Griffel eng an. Die Narbe ist noch nicht entfaltet. Beim Aufblühen entfernen sich die Staubgefäße vom Griffel, wobei der klebrige Pollen am Griffel haften bleibt (Abb. 2).
Frisch aufgeblühte Glockenblume in männlicher Ausprägung mit am Griffel anhaftenden Pollen und sich zurückziehenden Staubfäden
Abb. 2: Frisch aufgeblühte Glockenblume in männlicher Ausprägung mit am Griffel anhaftenden Pollen und sich zurückziehenden Staubfäden
  • In der weiteren Entwicklung entfaltet sich die Narbe und die Pollen werden von Insekten fortgetragen. Der Rest der Staubgefäße degeneriert (Abb. 3).
  •  Die fünfzipfeligen Kronblätter sind verwachsen und bilden so die glockenförmigen Blüten.
Ältere Blüte in weiblicher Ausprägung mit voll entwickelter Narbe und bereits „abgeernteten“ Pollen. Die Staubgefäße liegen degeneriert am Grund der Blüte.
Abb. 3: Ältere Blüte in weiblicher Ausprägung mit voll entwickelter Narbe und bereits „abgeernteten“ Pollen. Die Staubgefäße liegen degeneriert am Grund der Blüte.

Was sind die besonderen Kennzeichen der Rundblättrigen Glockenblume?

  • Ihren Namen hat sie wegen der Form der rundlichen Grundblätter bekommen, die ansonsten sehr vielgestaltig sein können (s. Abb. 4). Sie verwelken schnell, sodass es häufig wirkt, als wenn die Blütenstängel direkt dem Boden entspringen.
Grundblätter von Campanula rotundifolia. Unten rechts und oben in der Mitte des Bildes sind kleine Wurzelsprosse mit ihren lanzettlichen Blättern zu erkennen.
Abb. 4: Grundblätter von Campanula rotundifolia. Unten rechts und oben in der Mitte des Bildes sind kleine Wurzelsprosse mit ihren lanzettlichen Blättern zu erkennen.
  • Die Stängel sind sehr schlank und für die Größe der Blüten fast zu zart.
  • Die Stängelblätter sind lanzettlich und werden Richtung Blüte schmaler.
  • Die Blüten sind blau bis blauviolett und in einer meistens vielblütigen Rispe angeordnet.
  • Die Pflanze wird 10-30 cm hoch und blüht von Juni bis Oktober. Man geht davon aus, dass sie ausschließlich von Bienen bestäubt wird.
  • Die Frucht ist eine Kapsel. Die Ausbreitung der Samen erfolgt durch den Wind oder durch Bewegungen der Mutterpflanze. Auch durch Wurzelsprosse erfolgt die Ausbreitung.

Quellen:

 

R. Fitter, A. Fitter, M. Blamey, 2000: Pareys Blumenbuch, Parey Buchverlag Berlin, S. 238

https://www.floraweb.de/pflanzenarten/artenhome.xsql?suchnr=26937&

 

Autorin: Brigitte Steinke – NABU / 12.10.2020