Längere Zeit schon hatte ich überlegt, was man im späten Herbst oder Winter beschreiben könnte, weil kaum noch etwas blüht. Ursprünglich wollte ich einen Baum bestimmen bis ich auf dem Aderdamm etwas helles in voller Blüte leuchten sah. Es war der Hecken-Flügelknöterich (Abb. 1).
Was für ein Name! Wenn man ihn auseinandernimmt, ist er jedoch logisch. Die Pflanze wächst in Hecken oder Gebüschen, gerne noch mit anderen windenden Pflanzen wie Zaunrübe oder -winde zusammen, sodass ein undurchdringliches Dickicht entstehen kann. Das ist jetzt allerdings nicht (mehr) der Fall, weil sich die Kollegen schon in Winterruhe begeben haben. Nur die große Brennnessel leistet ihr hier noch Gesellschaft und ein paar Brombeeren.
Die „Flügel“ kamen in die Namensgebung, weil die äußeren Blütenhüllblätter hoch gekielt sind und dadurch wie Flügel aussehen (Abb. 2). Von der Knospe bis zu den Samen hat bei dieser Pflanze drei Kiele, sogar der dicke orangebraune Griffel. Die dreigeteilte gelbe Narbe sitzt wie eine Pelzmütze auf ihm.
Die Blütenhüllblätter haben meist einen grünen Streifen in der Mitte. Sie sind außerdem rot und/oder braun überlaufend. Dadurch, dass die „Flügel“ den Stiel ein Stück herablaufen, wirkt er trichterförmig. Bitte lassen Sie sich von dem Foto mit den Blüten nicht täuschen, sie sind nämlich nur ca. ½ cm groß.
Was charakterisiert den Hecken-Flügelknöterich sonst noch?
Die Pflanze kann mit ihren runden Stängeln und Trieben bis in Baumspitzen „klettern“. Wenn sie auf ein Klettergerüst trifft, das wie hier auch sie selbst sein kann, bildet sie einfach einen
Nebentrieb zum Festhalten. Nun winden sie gemeinsam weiter. Rechts herum oder linksherum, das ist ihnen egal. Die Triebe können eine Länge von 1,50 Metern und mehr erreichen. Junge Triebe
sind glatt und häufig rot oder rot überlaufend. Später werden sie graubraun. Die Blätter sind pfeilförmig (Abb. 3).
Überall, wo Blätter oder Blütenstände, ja sogar die einzelnen Blüten vom Stängel abgehen, befinden sich hellbraune, häutige Gebilde, sogenannte Scheiden (Abb. 2). Der Stängel ist hier ringförmig verdickt (Abb. 3 bis 5), er bildet Knoten. Daher rührt der Name „Knöterich“.
Die lockeren Blütenstände befinden sich am Ende oder eines Triebes oder gehen aus den Blattachseln hervor. Auch sie sind häufig miteinander verdrillt (Abb. 3 und 4).
Zu Beginn der Blühzeit erfolgt
die Bestäubung
durch Insekten (Zweiflügler wie Bienen, Wespen etc.), später und gerade jetzt sicherlich nur noch durch Selbstbestäubung. Normalerweise blüht die Pflanze zwischen Juli und September. Sie ist
einjährig; d. h., sie geht nach dem Blühen ein. Besonders an Bäumen wirken die übrigbleibenden, herabhängenden Stängel wie ein Gerüst.
Wie bereits weiter oben vermerkt, sind auch die Früchte gekielt. Die entsprechenden Teile der Blütenhüllblätter bleiben bei der Entwicklung erhalten und verleihen somit auch den Früchten Flügel
(Abb. 5). Sie wirken wie kleine Propeller, was die Ausbreitung durch den Wind erleichtert. Die kleinen Samen sind schwarz glänzend.
Wie die anderen bereits beschriebenen Pflanzen bevorzugt der Hecken-Flügelknöterich nährstoffreichen Boden. Am besten sind sand- und
lehmhaltige Böden. In Deutschland sind die meisten Bestände im norddeutschen Tiefland zu finden - also bis Düsseldorf - kommen aber in allen Bundesländern vor. Die größten Ansammlungen habe ich
in Düsseldorf bisher an den Bahndämmen gesehen, wo sie in manchem Jahr meterhoch in den Büschen und Bäumen hängen.
Gemäß der Roten Liste Deutschland ist der Hecken-Flügelknöterich nicht gefährdet, auch wenn er in manchen Regionen selten
ist.
Je nach Gegend wächst er mit unterschiedlichen Pflanzenarten zusammen. Er ist Futterpflanze und Nektarlieferant für einen Falter namens
Raukenspanner.
Quellen:
R. Fitter, A. Fitter, M. Blamey, 2000: Pareys Blumenbuch, Parey Buchverlag Berlin, S. 42
Text und Fotos: Brigitte Steinke – Biologin – NABU Düsseldorf e. V.