Das Wiesen-Schaumkraut

(Cardamine pratensis)

Abb. 1 Wiesenschaumkraut zwischen Kletten-Labkraut auf einer Wiese im Weserbergland
Abb. 1 Wiesenschaumkraut zwischen Kletten-Labkraut auf einer Wiese im Weserbergland

Früher hat man das Wiesenschaumkraut in Düsseldorf an den Stadträndern noch sehr häufig auf nicht ganz so gepflegten, feuchteren Rasenflächen gesehen, ein wahrer blassrosa-violetter Blickfang im Frühjahr. Leider ist das nicht mehr so häufig der Fall. Cardamine pratensis gehört zum Glück dennoch zu den häufigen und damit ungeschützten Pflanzen in den nördlichen eurasiatischen und -amerikanischen Regionen der Erde. Es wächst auf frischen und feuchten Böden, sowohl auf Wiesen und Weiden als auch in Wäldern. Auf der Obstwiese des NABU am Unterbacher See kann man es z.B. vereinzelt sehen – und mit ihm der Aurora-Falter (Anthocharis cardamines), der Schaumkräuter als Futterpflanze für seine Raupen benötigt.


Die Gattung Schaumkräuter gehört, wie viele unserer Kulturpflanzen auch (Raps, Senf, alle Kohl- und Kressearten, Radieschen, Rüben, Goldlack, Nachtviolen, Blaukissen usw.) zu der Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae). Bei den Blütenfarben dominieren Weiß- (Bitteres – und Wald-Schaumkraut, Kresse), Gelb- (Raps, Senf, Goldlack), Rosa- und Violetttöne (Levkoje, Silberblatt). Ein typisches Kennzeichen der Familie sind die 4 Blütenblätter, von denen sich jeweils 2 kreuzweise gegenüberstehen. Ein Kronblatt ist häufig größer als die anderen drei. Der Kelch besteht meist aus 4 freistehenden Blättern. Ein weiteres Charakteristikum der Familie sind 6 Staubblätter - 4 lange innere und 2 kurze äußere (Abb.2). Die Pflanzen bilden außerdem im unteren Blütenstand bereits Früchte aus, während sie im oberen Bereich noch blühen und sogar neue Knospen bilden können.

Abb. 2 Die Blüten haben immer einen Kelch, 4 Kronblätter und 6 Staubgefäße
Abb. 2 Die Blüten haben immer einen Kelch, 4 Kronblätter und 6 Staubgefäße
Abb. 3 An einem Blütenstand können sich Knospen, Blüten und Früchte befinden
Abb. 3 An einem Blütenstand können sich Knospen, Blüten und Früchte befinden

Das Wiesen-Schaumkraut ist kahl (unbehaart), immergrün und ausdauernd. Es wird ca. 10-60 cm hoch. Die Blütezeit reicht von April bis in den Juni hinein.

 

Cardamine pratensis bildet eine grundständige Blattrosette, deren gestielte Blätter aus 1-8 Fiederpaaren bestehen, die meist deutlich voneinander getrennt an der Mittelrippe sitzen. Am Blattende sitzt eine länger gestielte einzählige Endfieder. Diese ist meist deutlich größer als die unteren Fiederblättchenpaare und häufig gewellt
(Abb. 4). Die Fiederblättchen der Stängelblätter sind schmaler bis hin zu nadelförmig.

Abb. 4a                                                                                                          Abb. 4b
Die Grundrosette der Wiesen-Schaumkrauts hat                      Die Fiederblättchen der Stängelblätter sind schmaler.
gefiederte Blätter, wobei die Endfieder größer als

die unteren Fiederblättchen ist.


Die Blütenstängel sind hohl. Die Blüten sind in der Regel hellviolett, aber auch weiß- oder rosafarben. An der Basis ihrer gelben Staubblätter liegen verborgen Nektarien. Vom Nektar profitieren überwiegend der Aurora-Falter (Anthocharis cardamines) und Raps-Weißling (Pieris napi), aber auch Bienen. Als Bestäuber finden sich Bienen, Hummeln, Wespen, Wollschweber und Schwebfliegen ein, deren Arbeit natürlich ebenfalls mit Nektar belohnt wird.

 

Die dünnen, linealischen Früchte des Wiesen-Schaumkrauts sitzen an Stielen. Wie bei allen Kreuzblütlern handelt sich um Schoten. Die von Cardamine pratensis sind 2,5-4 cm lang und stehen ab (Abb. 3). In den Schotenklappen befindet sich ein Rahmen, an dem die kugelrunden Samen sitzen. Bei Samenreife springen die Klappen durch die Entwicklung eines Überdrucks in den Zellen der Schoten auf. Die Samen werden vom Wind erfasst oder bleiben an Tierfell haften und werden so weitergetragen. Die Pflanzen können die Samen außerdem durch Eigenbewegungen freisetzen. Dennoch erfolgt die Vermehrung überwiegend vegetativ über Rhizome, die gleichzeitig als Speicherorgane dienen.

 

Um auch auf sumpfigen Böden wachsen zu können, weist das Wiesen-Schaumkraut eine Besonderheit auf: Als Gegenmaßnahme gegen die Sauerstoffarmut des Bodens enthalten die Wurzeln Kammern mit Luft.

Neben den oben genannten Insekten, werden Schaumkräuter durch ein weiteres, besonderes, besucht. Es ist die Wiesen-Schaumzikade. Sie und ihre Larven saugen den Pflanzensaft. Um für ein optimales Klima zu sorgen, scheiden die Larven eine Flüssigkeit und Luft aus. Das Ganze sieht dann aus wie Spucke – im Volksmund Kuckucksspeichel genannt. Ob der Name des Krauts darauf zurückzuführen ist oder auf das Blütenmeer auf einer Wiese, bleibt der individuellen Fantasie überlassen.

Die jungen Blätter des Wiesen-Schaumkrauts können wie Kresse genutzt werden; sie schmecken durch die Senfglykoside ähnlich. Zuviel sollte man jedoch nicht aufnehmen, weil sie dann unverträglich werden.


Quellen:

Bundesamt für Naturschutz: FloraWeb - Artinformation

Text und Fotos: Brigitte Steinke – Biologin - NABU