Rotkehlchen fliegt Sieg für das Jahr 2021 ein

Wie geht es dem Rotkehlchen in Düsseldorf?

Singendes Rotkehlchen / Foto: Wolfgang Scholz NABU
Singendes Rotkehlchen / Foto: Wolfgang Scholz NABU

Bereits 1992 wurde das Rotkehlchen (Lat. Erithacus rubecula – Engl. Robin) zur Familie der Drosseln (Turdidae) gehörend, vom NABU zum „Vogel des Jahres“ gekürt und zum wiederholten Male nun in 2021. Mit einer erfreulich hohen Beteiligung in Deutschland von 455.000 Menschen konnte mit der ersten öffentlichen Wahl das Rotkehlchen fast 60.000 Stimmen vor Kiebitz und Rauchschwalbe den Sieg erringen. 


Warum gerade dieser weit verbreitete bekannte Vogel? Das Rotkehlchen ist einer der beliebtesten Singvögel Deutschlands. Wer im eigenen Garten das Beet umgräbt, hat schnell ein meist hüpfendes, am Boden in der aufgeworfenen Erde nach Würmern, Schnecken, Larven, Spinnen und Käfern jagendes Rotkehlchen zur Seite. Bis auf einen Meter gesellt es sich zum Menschen. Der Grund: Es hält Ausschau nach großen Tieren und begibt sich in deren Nähe, weil diese für gewöhnlich einige Insekten aufwirbeln, die dann vertilgt werden können. So sind wir sozusagen nette Tiere für diesen zutraulichen Gartenfreund? Mit seiner Orangefärbung von Stirn-, Zügel- und Augengegend bis zur Brust, weißem Bauch, grau-beigen Flanken, dunkel olivbraunem Schwanz und dunklem, dünnen Schnabel ist dieser zutrauliche Vogel leicht zu bestimmen. Er ist wie der Eisvogel getarnt, denn für Säugetiere, z. B. Fuchs und Wiesel, sind Rot- und Orangetöne nicht erkennbar. Die Geschlechter des Rotkehlchens sind nicht zu unterscheiden, aber Jungvögel, ihnen fehlt die orangene Färbung der Brust, die wie der gesamte Vogel braungeschuppt ist. Rotkehlchen lieben Wasser und sind häufig dabei zu beobachten, wenn sie ihr Gefieder in mit Tau gefüllten großen Blättern oder kleinen Wasserstellen baden.

 

In Deutschland leben ca. 3,4 bis 4,3 Millionen Brutpaare, davon in Düsseldorf und Umgebung etwa 6.000 Brutpaare. Ihr Lebensraum ist in unterholzreichen Wäldern, Gehölzen und Brombeerdickichten auf Feldern, Parks und Friedhöfen zu finden, aber auch efeubegrünte Hauswände, Büsche und Hecken in Gärten sind beliebte Nistplätze.

 

Das zarte Rotkehlchen misst ca. 15 cm, ist mit 15-18 gr. ein Leichtgewicht und trumpft doch mit seinem stimmgewaltigen Gesang von einer Reihe hoher, feiner Töne und einer Folge „tröpfelnder“, “perlender“ Elemente am Ende mit seinen 275 Motiven auf. Die fortlaufend geänderten Strophen dauern 2,5 Sekunden; dieser Sympathieträger kann ganzjährig beobachtet werden, denn Rotkehlchen sind Teilzieher. Unsere Brutvögel fliegen weitestgehend ins westliche Mittelmeergebiet zum Überwintern, während Exemplare aus nördlichen oder Nordöstlichen Brutgebieten bei uns verbleiben Im Winter kann man im Siedlungsbereich etwa alle 50 Meter ein Rotkehlchen singen hören. Zum einen sammeln sich im wärmeren Stadtgebiet von Düsseldorf die Vögel, zum anderen singen im Herbst und Winter auch die Weibchen, wohl um sich ein kleines Revier mit genügend Futter zu sichern. Am Beispiel des Rotkehlchens wurde entdeckt, dass die Zugvögel sich mit einer Art Magnetkompass (beim Rotkehlchen im rechten Auge) orientieren. Sie können damit das Erdmagnetfeld erkennen und auch bei bedecktem Himmel ans Ziel gelangen. In Düsseldorf wurden schon in Norwegen beringte Rotkehlchen gesichtet, berichtet Tobias Krause von der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Düsseldorf.

 

Balz und Paarbildung beginnt in der ersten April Hälfte, wenn bereits 1 Stunde vor Sonnenaufgang und mit Pausen über Tag bis zum Einbruch der Dunkelheit der Gesang der Männchen zu hören ist. Die Brutzeit startet Ende April und endet im August. Anpassungsfähig wie sie sind, können sie Ihre Nester aus Moos, Halmen und Wurzeln an leicht erhöhten Plätzen, in Nischen, Büschen und kleinen Höhlen bauen. Manchmal wird sogar ein kleines Blätterdach darüber errichtet. Konstrukteur und einziger Bauarbeiter ist das Weibchen, wobei manche Männchen mit Nistmaterial zuarbeiten. Sobald das Weibchen brütet, wird es vom Männchen mit vollem Schnabel versorgt. Das Gelege umfasst 3 bis 7 gelbliche Eier mit zahlreichen rotbraunen Punkten und Linien. Die weiblichen Nachkommen legen so im Folgejahr Eier, die dem Ei-Muster ihrer Mutter zum Verwechseln ähnlich sind. Nach 12 bis 15 Tagen schlüpfen die Jungvögel. Dem Nachwuchs wird beim Weg aus dem Ei geholfen. Die Vogelmutter nimmt nicht nur die Schalen ab, sondern trägt sie auch noch Dutzende von Metern weit fort, weil sie im Nest zu auffällig wären. Auch beim Nestbau ist Tarnung sogar wichtiger als Wärmeisolierung. Die Jungvögel verlassen das Nest nach 13 bis 15 Tagen und beginnen andere Vogelstimmen zu imitieren. Zwei Bruten pro Jahr sind keine Seltenheit. Ausnahmsweise kommt es auch zu Drittbruten.

 

Katzen sollten in der Zeit der Brut -und Jungvogelaufzucht im Haus gehalten werden oder unbedingt ein Glöckchen tragen um die Vögel nicht in Gefahr oder Stress zu bringen. Dies ist besonders für bodennah brütende Vogelarten wie das Rotkehlchen entscheidend. Auch Hunde kommen an die Nester der Rotkehlchen. Daher sollte das Leinengebot in den Naturschutzgebieten und das Wegegebot im Wald immer eingehalten werden.

 

Rotkehlchen leben in saisonalen monogamen Paarverbindungen zusammen. Außerhalb der Brutzeit sind die äußerst standorttreuen Vögel jedoch territoriale Einzelgänger, die ihr Revier mit aggressivem Verhalten Artgenossen gegenüber verteidigen.

 

Marder, Eichhörnchen und Krähenvögel sind Nisträuber, größere Vögel wie, Falken oder Sperber sind Feinde, denen auch Altvögel zum Opfer fallen. Derzeit gilt der Rotkehlchenbestand als weitgehend stabil und tendenziell leicht ansteigend. In Gebieten mit hohem Pestizid- und Insektizid-Einsatz, fehlenden Büschen und Sträuchern bedingt durch die Flurbereinigung und zunehmender Verbauung gehen die Bestände lokal aber auch zurück. In freier Wildbahn erreicht das neugierige und flinke Rotkehlchen in der Regel ein Lebensalter von etwa fünf Jahren. Der Großteil der Population ist aber wesentlich jünger.

 

Der NABU setzt sich dafür ein, die Vielfalt unserer Tier- und Pflanzenwelt zu bewahren. Daher ist Hilfe und Unterstützung nötig und appelliert, auf monotone Steingärten oder asphaltierte Wege zu verzichten. In einem etwas unaufgeräumten, struktur- und artenreichen Garten mit Hecken, Sträuchern, mit Nisthilfen, Wildblumen und Stauden fühlen sich Vögel und Insekten wohl. Gartenbesitzer sollten darauf achten, dass sie Unterholz und kleine Laubhaufen im Garten belassen, an denen Vögel auch im Winter noch kleine Insekten und Larven zum Fressen finden können. Hecken, Sträucher und insbesondere Fassadenbegrünungen mit Efeu dürfen nur im Winterhalbjahr beschnitten werden.

 

Zudem kommt das Rotkehlchen gerne im Winter an die Futterstellen und liebt Fettfutter, Nüsse, Saaten, Trockenfrüchte und Meisenknödel ohne Plastiknetz.

 

TIPP: Gebundes Buch: „Die Vogelwelt von Düsseldorf und Umgebung“ erhältlich beim NABU Düsseldorf unter: info@nabu-duesseldorf.de oder ausgewählten, kleineren Buchhandlungen. 

 

Häufig gestellte Frage: Ich habe einen kranken Vogel gefunden, was soll ich tun?“ In Düsseldorf wenden Sie sich an: Tierheim, Rüdigerstr. 1, 40472 Düsseldorf, Tel. 0211 – 65 18 50 oder für Eule, Kauz und Greifvogel an: Wildtierpflegestation, Dernbuschweg 80, 40629 Düsseldorf, Tel. 0211 289 708

 

Text: BSF - 03/2021

Fotos: Wolfgang Scholz

 


Stolze Siegerehrung für das Rotkehlchen zum Vogel des Jahres 2021