NAJU-Kinder erleben Artenvielfalt im Friedrich-Spee-Biotop

Eine Mitmach-Aktion vom Naturkundemuseum Schloss Benrath und der Naturschutzjugend NAJU des NABU Düsseldorf e.V.

NAJU-Kinder erleben Artenvielfalt im Friedrich-Spee-Biotop
Ein Paar Erklärungen zu Anfang von Dr. Gunnar Gad / Foto: Anette Hoffmann

Versprochen ist versprochen! Und so hat uns Gunnar Gad, Leiter des Naturkundemuseums Schloss Benrath, im Friedrich-Spee-Biotop in Kaiserswerth besucht, um mit uns die große Vielfalt krabbelnden Volkes zu bestaunen und zu bestimmen. Bereits hinter dem Eingangstor und dichter Brombeerhecke stürzen wir uns – mit Becherlupen ausgestattet – auf eine artenreiche Wiese.


Über die schon weitgehend ausgetrocknete Fläche fliegen Baumweißlinge und Tagpfauenaugen. Sie ist Standort des geschützten Tausendgüldenkrauts und vieler weiterer Blütenpflanzen, die von Insekten besucht werden. Leider droht die Wiese zu verbuschen: An vielen Stellen wachsen Hartriegel und Hundsrosen, letztere waren mit einigen Knospengallen der Rosengallwespe bestückt. Laut ist es hier. Und zwar ausnahmsweise – Coronabedingt – nicht vom Fluglärm des nahegelegenen Düsseldorfer Flughafens, sondern vom Zirpen, Rattern und Schwirren liebestoller Heuschreckenmännchen. Wir fangen Weibchen und Männchen des Gemeinen Grashüpfers (Chorthippus parallelus), des Nachtigall-Grashüpfers (Chorthippus biguttulus) und der Roten Keulenschrecke (Gomphocerippus rufus).

 

Unser erster Sensationsfund ist ein großes Weibchen der Wespenspinnen (Argiope bruennichi). Die Dame tarnt sich nicht mit unauffälligen Farben wie die meisten Spinnen, sondern ist mit ihrem gelb-weiß-schwarz gestreiften Hinterleib geradezu auffällig und gibt vor, eine wehrhafte Wespe zu sein. Sie webt ein besonders festes bodennahes Radnetz mit einer auffällig eingewebten Zickzacknaht. Ihr Netz dient dazu, Heuschrecken zu fangen – ihre bevorzugte Beute. Um 1912 gab es die Wespenspinne in Mitteleuropa kaum, mittlerweile hat sie sich stark ausgebreitet und ist deutschlandweit in warmen Lebensräumen wie Heide, Trockenrasen und Ruderalflächen zu finden.

 

Bunte Begegnungen

Nach etwas Übung gelingt es nun den Kindern zunehmend, die Krabbeltiere mit ihren Becherlupen einzufangen: verschiedene Hummeln, Seiden- und Maskenbienen, Gallwespen, Raub- und Stinkwanzenlarven, Weg-, Falt- und Schlupfwespen, Brombeerspanner, Wiesenspanner, Grünes Blatt, Fleckenbär, Weißer Graszünsler und viele weitere Kleinschmetterlinge sind darunter. Alle werden nach ihrer Bestimmung selbstverständlich wieder an Ort und Stelle freigelassen. Die auffällige Gallische Feldwespe (Polistes dominula) ist auch eine zugewanderte Art, die in den letzten Jahren in warmen Lebensräumen häufig geworden ist.

 

Die Straße einer Knotenameise wird von den jungen Forschern entdeckt und sie erfahren von der einseitigen Beziehung zu einigen Bläulingen: Deren Raupen lassen sich ins Ameisennest verschleppen und werden dort wie der eigene Nachwuchs aufgezogen. Die erwachsenen Falter verlassen am nächsten Frühjahr das Ameisennest. Die Bläulingsraupen tarnen sich per Geruch und ahmen den der Ameisenlarve nach – so können sie Ameisen austricksen.

 

Unter ein paar dicken Holzstücken entdecken wir weitere Ameisen, Asseln, Trichterspinnen und die Engerlinge (Larven) von Nashornkäfern (Oryctes nasicornis). Das Prinzip von Täuschen, Tarnen und Tricksen wird uns bei weiteren Entdeckungen begleiten. Am Teich stoßen wir auf einen Streifen Wasserminze, deren Blüten zahlreiche Insekten besuchen. Oftmals schwebend, denn es sind zumeist Schwebfliegen, die sich als Hummeln, Bienen, Bremsen oder Wespen tarnen. Hier begegnet uns die größte Schwebfliege Europas: die Hornissenschwebfliege (Volucella zonaria). Sie erreicht eine Körperlänge von über zwei Zentimetern, ist wie eine Hornisse gezeichnet (selbst die getönten Flügel mit den dunklen Spitzen) und zeigt im Becher sogar deren „Warnsummen“. Ihre Tarnung ist aber „aufgeflogen“. Auch diese Art ist in Deutschland zunehmend häufiger anzutreffen.

 

Wahre Schönheiten fliegen über Wasser, Teichrosen und Tausendblatt. Ihre Farben sind meistens ein Azurblau: Es handelt sich um Azurjungfern wie die Becherjungfer (Enallagma cyathigerum), Hufeisen- (Coenagrion puella) und Fledermaus-Azurjungfer (C. pulchellum), die zu den Kleinlibellen zählen. Nur ein kleines azurblaues Schlusslicht haben hingegen die Pechlibelle (Ischnura elegans) und das Große Granatauge (Erythromma najas). In Rot mischen sich noch einige Adonisjungfern (Pyrrhosoma nymphula) unter die vielen blauen Kleinlibellen. An Großlibellen zeigen sich noch die Rote Heidelibelle (Sympetrum striolatum) und die Blaugrüne-Mosaikjungfer (Aeshna cyanea). Es thront ohnehin über allem die Große Königslibelle (Anax imperator), aufgrund ihrer königlichen Größe ziemlich gut zu erkennen. Wir müssen somit nicht mehr hinterher, sind zwischenzeitlich auch viel zu müde geworden. Da der Himmel deutlich bewölkter geworden ist, nimmt das Schwirren ab. Zeit auch für uns, nach Hause zu gehen.

 

Fotos und Text: Anette Hoffmann

Die NAJU Kindergruppe trifft sich derzeit alle fünf bis sechs Wochen am Wochenende und wird begleitet von Mara Surhoff und Anette Hoffmann. Die letzten Treffen fanden im Friedrich-Spee-Biotop in Kaiserswerth statt, wo wir aktiv Biotoppflege betrieben haben. Alle Kinder im Alter zwischen 8 bis 12 Jahre sind herzlich willkommen und melden sich bei Interesse bitte unter: naju@nabu-duesseldorf.de.

 

Das Naturkundemuseum bietet viele weitere spannende Veranstaltungen für Kinder.
Ein Blick auf die Website lohnt sich: www.schloss-benrath.de/erleben/kinder-jugendliche-familien/.