Hochsaison der Waldkauzbalz

Nächtliche Krimi-Rufe in Wäldern und Parks

Waldkauz / Foto: NABU Peter Kühn
Waldkauz / Foto: NABU Peter Kühn

Alte Bäume mit großen Naturhöhlen dienen dem Waldkauz als Kinderstube. Wer ein besonderes Naturphänomen vor der Haustür erleben möchte, sollte sich warm einpacken. Früh morgens oder abends nach Einbruch der Dämmerung kann man mit etwas Glück und Geduld die Balzrufe des Waldkauzes hören. Alte Bäume in der Nähe von Waldstücken oder in großen Parks sind bei diesen mittelgroßen Eulen besonders beliebt. Besonders eindrucksvoll ist es, ihre Rufe in der Dunkelheit aus nächster Nähe zu hören.


Das Männchen ruft durchdringend sein weithin hallendes ´Huu-hu-huhuhuhuuuuu´, das Weibchen antwortet oft mit einem schrillen und scharfen ´Ku-wItt´. Mit ihrem Gesang weisen Käuze dem Weibchen ihrer Wahl den Weg zu geeigneten Bruthöhlen. Das Werben erneuert bei bereits bestehenden Partnerschaften die Paarbildung, wer unverpaart ist, sucht ein neues Pendant. Einmal verbunden, hält die Eulen-Ehe meist ein Leben lang. Nicht nur die Partner verständigten sich mit ihren nächtlichen Tönen, auch die Reviernachbarn hielten sich so auf Abstand.

 

Waldkäuze sind sehr ruffreudig, besonders in trockenen, windstillen Nächten sind sie zu hören. Die Balz beginnt bereits im Herbst und dauert den ganzen Winter bis ins zeitige Frühjahr. Anschließend wird gebrütet. War das Werben erfolgreich, liegen wenig später zwei bis vier Eier im Nest, die das Weibchen alleine ausbrütet. Das Männchen macht nur in Brutpausen und zur Nahrungsübergabe eine Stippvisite. Es verteidigt das Revier jedoch mit allen Kräften. Störenfriede werden im Flug angegriffen. Nach vier Wochen schlüpfen die Küken und etwa einen Monat später sitzen sie als „Ästlinge“ meist auf Zweigen in der Nähe. Sie wirken oft verlassen, können aber nur einfach noch nicht fliegen und sie werden weiter von den Elterntieren versorgt. Mit etwa drei Monaten sind sie selbständig, im Herbst vertreiben die Elternvögel sie aus dem Revier und schon im darauffolgenden Jahr gründet der Nachwuchs in einem Nachbarrevier seine eigene Familie – und das Duett kann von neuem beginnen.

 

Fakten zum Waldkauz auf einen Blick:

  • Aussehen: 40 bis 42 cm lang mit kompaktem Körperbau, gut getarnt dank rindenfarbigem Gefieder, große dunkle Knopfaugen, freundliches Aussehen, gelber, gekrümmter Schnabel.

  • Nistplätze: Gern bezieht er große Bruthöhlen in alten Bäumen, wie sie durch Astabbrüche oder in abgeknickten oder ausgefaulten Stämmen entstehen. Auch geschützte Nischen, mitunter sogar an Gebäuden, werden bezogen. Für den Waldkauz können spezielle Nistkästen angebracht werden, wenn der Lebensraum dazu passt.

  • Besonderheiten: Mittelgroße Eulen Art, fliegt wie alle Eulen nahezu geräuschlos: Ein besonders dichtes, samtartiges Polster auf der Flügeloberseite und kammartige Zähnchen an den Kanten der äußersten Flügelfedern verwirbeln den Luftstrom und unterdrücken jedes Geräusch. Sieht im Dunkeln extrem gut und hört exzellent: Geräusche werden vom Gesichtsschleier wie von einem Trichter schallverstärkt und an die großen, versteckten Ohren weitergeleitet.

  • Vorkommen: Der Waldkauz, Vogel des Jahres 2017, ist unsere häufigste einheimische Eulen Art. Er kommt in Nordrhein-Westfalen nahezu flächendeckend in allen Naturräumen vor. Hohe Dichten werden beispielsweise in der Haard, im Wiehengebirge, Teutoburger Wald und Egge sowie im Arnsberger Wald erreicht. Selten trifft man den Waldkauz dagegen in den baumlosen Agrarlandschaften der Niederrheinischen Bucht und der Börden an. Auch in städtischen Parkanlagen, Gärten oder auf Friedhöfen mit altem Baumbestand hört man ihn rufen. Sein Bestand in NRW wird auf 7000-12500 Brutpaare geschätzt.

  • Nahrung: Er ernährt sich von allerlei Kleinsäugern, verschmäht aber auch kleine Vögel oder sogar Regenwürmer nicht. 

NABU NRW - 02/2022