Die Mai-Langhornbiene (Eucera nigrescens)

Wildbiene des Jahres 2021

Abb. 1: Männchen der Mai-Langhornbiene an der Zaun-Wicke (Schrebergarten, Düsseldorf Wersten) / Foto: Olaf Diestelhorst
Abb. 1: Männchen der Mai-Langhornbiene an der Zaun-Wicke (Schrebergarten, Düsseldorf Wersten) / Foto: Olaf Diestelhorst

Kennzeichen:

Die diesjährige „Wildbiene des Jahres“ ist besonders im männlichen Geschlecht eine auffallende Erscheinung. Die Männchen aller Langhornbienen besitzen Antennen, die so lang oder länger als der eigene Körper sind. Ein weiteres Erkennungsmerkmal bei den Männchen ist das im unteren Bereich gelb gefärbte Gesicht. Die Weibchen erinnern durch ihre gedrungene Gestalt etwas an die in Düsseldorf regelmäßig zu beobachtende Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes). Beide Geschlechter sind etwa 15mm groß.

Abb. 2: Weibchen der Mai-Langhornbiene an der Zaun-Wicke (Schrebergarten, Düsseldorf-Wersten) / Foto: Olaf Diestelhorst
Abb. 2: Weibchen der Mai-Langhornbiene an der Zaun-Wicke (Schrebergarten, Düsseldorf-Wersten) / Foto: Olaf Diestelhorst

Flugzeit:

Die Hauptflugzeit der Langhornbiene ist, wie bereits am Namen zu erkennen, der Monat Mai. In warmen Frühjahren oder begünstigten Gegenden wie dem Rheinland lassen sich Männchen und Weibchen der Art aber auch schon ab etwa Mitte April beobachten. Die Männchen etwas früher als die Weibchen. Die Flugzeit der Weibchen erstreckt sich bis in den Juni. Besonders in der zweiten Hälfte der Flugzeit kann die Art kaum von der ebenfalls in Düsseldorf vorkommenden Juni-Langhornbiene (Eucera longicornis) unterschieden werden.

 

Nahrung:

Die Mai-Langhornbiene gehört zu den etwa 30% der in Deutschland vorkommenden nestbauenden Arten, die an eine spezielle Pollendiät gebunden sind. Dieses bezeichnet man als oligolektisch. Wildbienen können je nach Rüssellänge und Beschaffenheit der Blüte an sehr vielen Blütenpflanzen ihren täglichen Energiebedarf durch Nektar stillen. Zur Verproviantierung der Brutzellen und Aufzucht ihres Nachwuchses sammeln sie den eiweißreichen Pollen der Pflanzen. Die spezialisierten (oligolektischen) Arten benötigen den Pollen bestimmter Pflanzen und die Mai-Langhornbiene unbedingt den von Schmetterlingsblütlern. Die bunteste Blumenmischung ohne entsprechende Arten würde der Langhornbiene folglich nichts bringen. Die Hauptpollenquelle ist die Zaun-Wicke (Vicia sepium). An ihr lassen sich auch die auf der Suche nach Weibchen patrouillierenden Männchen entdecken. Da sie auf der Suche nach Weibchen meist im rasanten Flug unterwegs sind, benötigt man allerdings etwas Geduld, bis sie sich für eine Pause zum Fühler putzen oder zur Nektaraufnahme setzten. Anhand der auffälligen Fühler können sie dann gut erkannt werden. Weitere Pollenquellen in Düsseldorf können u. a. die Vogel-Wicke (Vicia cracca) oder Klee Arten wie z. B. der Rotklee (Trifolium pratense) sein.

Abb. 3: Bestand der Zaun-Wicke (Schrebergarten, Düsseldorf Wersten / Foto: Olaf Diestelhorst
Abb. 3: Bestand der Zaun-Wicke (Schrebergarten, Düsseldorf Wersten / Foto: Olaf Diestelhorst

Lebensraum:

Typisch ist die Art für die Düsseldorfer Rheindeiche. Durch ihre relativ frühe Flugzeit wird sie von dem oft angewendeten großflächigen Mahd Regime nicht ganz so stark negativ beeinflusst wie später im Jahr fliegende Wildbienen. In Düsseldorf kann man die Art mit den passenden Pflanzen und etwas Glück auch im eigenen Hausgarten oder Schrebergarten beobachten und fördern. Wer bereit ist für die Zaun-Wicke 1 m² im Garten zu „opfern“ sollte dazu gute Chancen haben.

 

Nistweise:

Wie die meisten heimischen Solitärbienen nistet die Mai-Langhornbiene in der Erde und lässt sich mit den häufig angebotenen „Bienenhotels“ nicht fördern. Sie benötigt eher spärlich bewachsene und besonnte Bodenbereiche zu Anlage ihrer Bodennester.

 

Gefährdung:

Die Gefährdungsursachen der Art liegen wie so oft im mangelnden Nahrungsangebot und auch dem eingeschränkten Angebot von Nistplätzen. Bei uns ursprünglich häufige Nahrungspflanzen wie die Zaun-Wicke werden im heimischen Garten eher als Unkraut angesehen und in der freien Landschaft durch eine großflächige Mahd oder gar Mulchen zum falschen Zeitpunkt unterdrückt. Potentielle Nistplätze werden durch ständige Bodenbearbeitung oder Abdeckung beim Mulchen zerstört. In Nordrhein-Westfalen steht die Mai-Langhornbiene in der Kategorie 3 (Gefährdet) der Roten Liste.

 

Gegenspieler:

Wie viele Pollen sammelnde Bienenarten hat auch die Mai-Langhornbiene einen Gegenspieler in den eigenen Reihen. Die Langkopf-Wespenbiene (Nomada sexfasciata) hat wie alle parasitischen Bienen keine eigenen Sammelstrukturen für Pollen. Sie parasitiert bei der Langhornbiene, indem sie ihr Ei in die von der Wirtsbiene verproviantierte Brutzelle legt und dort anstatt der Langhornbiene eine Wespenbiene heranwächst. Die Langkopf-Wespenbiene konnte bisher in Düsseldorf noch nicht beobachtet werden und steht in der Kategorie 1 (Vom Aussterben bedroht) der Roten Liste NRW. Ein relativ nahes Vorkommen befindet sich in der Rekultivierung Garzweiler.

Abb. 4: Die parasitische Langkopf-Wespenbiene (Nomada sexfasciata) (Rekultivierung Garzweiler) / Foto: Olaf Diestelhorst
Abb. 4: Die parasitische Langkopf-Wespenbiene (Nomada sexfasciata) (Rekultivierung Garzweiler) / Foto: Olaf Diestelhorst

Mitmachen:

Wenn sie die Art in Düsseldorf beobachten, können sie dies gerne an den NABU Stadtverband (wildbiene@nabu-duesseldorf.de) melden. Ein Belegfoto zur Überprüfung der Art und eine genaue Ortsangabe können die Verbreitung der Langhornbiene im Stadtgebiet vervollständigen. Bitte gehen sie beim Fotografieren möglichst vorsichtig vor und achten sie darauf, keine Pflanzen zu zertrampeln. Alle Wildbienenarten sind in Deutschland besonders geschützt und dürfen nicht gefangen werden.

 

Den offiziellen Flyer zur Wildbiene des Jahres können sie hier herunterladen: http://www.wildbienen-kataster.de


Text und Fotos: Olaf Diestelhorst, Nabu Düsseldorf - 05/2021