Einfach machen

Was die Henrichs beim NABU bewegen

Marie Therese Becking-Henrichs und Paul Ludwig Henrichs
Sie wissen, wie erfüllend ein Ehrenamt ist: Marie Therese Becking-Henrichs und Paul Ludwig Henrichs. / Fotos: Katrin Koster

Von den Pfadfindern zum Naturschutzbund: Seit 1987 sind die Henrichs im NABU aktiv. Nun geben sie einige ihrer Aufgaben weiter. Und erzählen dabei anschaulich, was sie erlebt haben.


Wohlgeordnet sind die grünstift-Unterlagen. Paul Ludwig Henrichs teilt sein Wissen gern und erinnert sich zugleich, wie Mitte der Achtziger alles begann: „Wir wollten etwas, das uns beiden Spaß macht. Ein bisschen Abenteuer sollte auch dabei sein. Da war der Naturschutz ideal, da es ein Grundsatz aus unserer Pfadfinderzeit ist.“

 

Am NABU-Stand bei der Düsseldorfer BuGa reifte der Gedanke für ihr Ehrenamt. Nicht das erste, wohlgemerkt: Viele Jahre war der ehemalige Regierungsdirektor als Auslandsbeauftragter für die Pfadfinder unterwegs. Allein das könnte ein Buch füllen. Bei der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg lernten sich die Kölnerin und der Münsteraner einst in einem Arbeitsteam kennen; sie heirateten viel später, nach dem Tod seiner Frau Hilde. Bis heute sind sie Mitglieder.


Beide verlieren nicht viele Worte, packen an, wo es nötig ist. Einfach machen – das war damals der Antrieb, als vor 25 Jahren der NABU Düsseldorf gegründet wurde. Henrichs war erster Schatzmeister, kümmerte sich um die Öffentlichkeitsarbeit. Der grünstift liegt im besonders am Herzen. Hier konnte er sich schreiberisch austoben – etwas, was ihm auch im Job Spaß machte.


Dreimal um die Welt
„Zum Ruhestand fragte mein Chef, was ich denn jetzt tun wolle? Ganz klar: reisen.“ Seither hat das Ehepaar den Globus mindestens dreimal umrundet, oft mit ihrem roten VW-Bus. Neuseeland, Deutschland sowieso, Kanada und die USA. Henrichs liebt es, auf den Spuren der Indianer unterwegs zu sein. Ganz ohne Karl-May-Romantik. Und seine Frau kennt botanische Feinheiten, entdeckt seltene Orchideen. Wenn einer von beiden anfängt mit „Weißt Du noch, wie wir …“, sind es die ungeplanten Momente, die unvergesslich bleiben: Wie der beeindruckende Segelschoner Bluenose II in einem Urlaub plötzlich in der Bucht nebenan einlief oder wie sich helfende Hände fanden, als ihr Auto mitten im Nationalpark in Bosnien im Schlamm steckte.


Mit ihrem Bulli transportierten sie in all den Jahren sicher Tonnen von (Info-)Material. Zum Apfelfest oder zum NABUTop in den Düsseldorfer Norden. „Für die Pflegeeinsätze habe ich meist einen großen Topf Suppe gekocht. Man weiß ja nie, wie viele Leute kommen. Da ist eine Suppe perfekt. Und es hat immer für alle gereicht“, erzählt die frühere Lehrerin Marie Therese Becking-Henrichs.

Drei Lebensaufgaben
Pfadfinder, Naturschutz und die neun Enkel. Das sind die drei Lebensaufgaben des Paares. Sie können verständlich erklären, wie man Nisthilfen baut oder den Riesenbärenklau bekämpft. Ihr kleiner Garten ist Heimat für Bienen und Schmetterlinge. Auf dem Dach: eine Solaranlage. „Eine der ersten in ganz Düsseldorf.“ Einfach machen – das galt auch hier.


Sie sind ein eingespieltes Team. Vor drei Jahren gab es von der Biologischen Station Haus Bürgel den Bronzenen Auenkauz für ihr starkes Engagement. Endlich eine Auszeichnung, die die Arbeit beider würdigt. „Was ich erreicht habe, hätte ich ohne meine Frau nicht geschafft. Sie hat sehr großen Anteil daran und meine Ideen mit verwirklicht“, sagt Paul Ludwig Henrichs. Der OB Düsseldorfs verlieh ihm zudem 2011 den Martinstaler. Dass er das Bundesverdienstkreuz am Bande in der Schublade hat, erwähnt der 87-Jährige nur beiläufig. Für ihn zählt ganz anderes: „Wer 1931 geboren ist, weiß das Einfache zu schätzen – so geht es mir und meinen Klassenkameraden, wir sind mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben.“


Bodenständig ja, Stillstand nein: Im Wohnzimmer zeugen selbstgeschnitzte Tiere davon, wie oft abends noch gewerkelt wird. Vor allem ihre Eulen sind bekannt und beliebt: „Die gingen am NABU-Stand weg wie warme Semmeln.“ Ludwig Amen, ein aktiver Freund, machte Eulen zum Thema eines Standes, gab den Anstoß.
Ihr Ehrenamt lieben sie nicht zuletzt deswegen, weil engagierte und fröhliche Menschen dabei sind, die Ahnung haben und sich einsetzen. Selbst wenn andere nun einige Aufgaben übernehmen, ist der Rat der Henrichs stets gefragt. Denn sie kennen Flora und Fauna, wissen, wie gut gelaunte Organisation geht. Einen Grundsatz, den ehrenamtlich Interessierte von ihnen lernen können: einfach machen.