Pflanze des Monats November

Der Hecken-Flügelknöterich (Fallopia dumetorum)

Hecken-Flügelknöterich
Abb. 1 Hecken-Flügelknöterich / Foto: Brigitte Steinke

Längere Zeit schon hatte ich überlegt, was man im späten Herbst oder Winter beschreiben könnte, weil kaum noch etwas blüht. Ursprünglich wollte ich einen Baum bestimmen bis ich auf dem Aderdamm etwas helles in voller Blüte leuchten sah. Es war der Hecken-Flügelknöterich (Abb. 1).


 Was für ein Name! Wenn man ihn auseinandernimmt, ist er jedoch logisch. Die Pflanze wächst in Hecken oder Gebüschen, gerne noch mit anderen windenden Pflanzen wie Zaunrübe oder -winde zusammen, sodass ein undurchdringliches Dickicht entstehen kann. Das ist jetzt allerdings nicht (mehr) der Fall, weil sich die Kollegen schon in Winterruhe begeben haben. Nur die große Brennnessel leistet ihr hier noch Gesellschaft und ein paar Brombeeren.

 

Die „Flügel“ kamen in die Namensgebung, weil die äußeren Blütenhüllblätter hoch gekielt sind und dadurch wie Flügel aussehen (Abb. 2). Von der Knospe bis zu den Samen hat bei dieser Pflanze drei Kiele, sogar der dicke orangebraune Griffel. Die dreigeteilte gelbe Narbe sitzt wie eine Pelzmütze auf ihm.

 

Die Blütenhüllblätter haben meist einen grünen Streifen in der Mitte. Sie sind außerdem rot und/oder braun überlaufend. Dadurch, dass die „Flügel“ den Stiel ein Stück herablaufen, wirkt er trichterförmig. Bitte lassen Sie sich von dem Foto mit den Blüten nicht täuschen, sie sind nämlich nur ca. ½ cm groß.

Blüten mit ihren geflügelten Blütenhüllblättern und orangebraunem Griffel
Abb. 2 Blüten mit ihren geflügelten Blütenhüllblättern und orangebraunem Griffel / Foto: Brigitte Steinke

Was charakterisiert den Hecken-Flügelknöterich sonst noch?

 

Die Pflanze kann mit ihren runden Stängeln und Trieben bis in Baumspitzen „klettern“. Wenn sie auf ein Klettergerüst trifft, das wie hier auch sie selbst sein kann, bildet sie einfach einen Nebentrieb zum Festhalten. Nun winden sie gemeinsam weiter. Rechts herum oder linksherum, das ist ihnen egal. Die Triebe können eine Länge von 1,50 Metern und mehr erreichen. Junge Triebe sind glatt und häufig rot oder rot überlaufend. Später werden sie graubraun. Die Blätter sind pfeilförmig (Abb. 3).

 

Überall, wo Blätter oder Blütenstände, ja sogar die einzelnen Blüten vom Stängel abgehen, befinden sich hellbraune, häutige Gebilde, sogenannte Scheiden (Abb. 2). Der Stängel ist hier ringförmig verdickt (Abb. 3 bis 5), er bildet Knoten. Daher rührt der Name „Knöterich“.

Junge und älterer Stängel mit Neuaustrieben und Blütenständen
Abb. 3 Junge und älterer Stängel mit Neuaustrieben und Blütenständen / Foto: Brigitte Steinke

Die lockeren Blütenstände befinden sich am Ende oder eines Triebes oder gehen aus den Blattachseln hervor. Auch sie sind häufig miteinander verdrillt (Abb. 3 und 4).

Blütenstand mit gekielten Knospen und geöffneten Blüten
Abb. 4 Blütenstand mit gekielten Knospen und geöffneten Blüten / Foto: Brigitte Steinke

Zu Beginn der Blühzeit erfolgt die Bestäubung durch Insekten (Zweiflügler wie Bienen, Wespen etc.), später und gerade jetzt sicherlich nur noch durch Selbstbestäubung. Normalerweise blüht die Pflanze zwischen Juli und September. Sie ist einjährig; d. h., sie geht nach dem Blühen ein. Besonders an Bäumen wirken die übrigbleibenden, herabhängenden Stängel wie ein Gerüst.

Wie bereits weiter oben vermerkt, sind auch die Früchte gekielt. Die entsprechenden Teile der Blütenhüllblätter bleiben bei der Entwicklung erhalten und verleihen somit auch den Früchten Flügel (Abb. 5). Sie wirken wie kleine Propeller, was die Ausbreitung durch den Wind erleichtert. Die kleinen Samen sind schwarz glänzend.

Die reifenden Früchte hängen wie Fledermäuse an den Blütenstängeln
Abb. 5 Die reifenden Früchte hängen wie Fledermäuse an den Blütenstängeln / Foto: Brigitte Steinke

Wie die anderen bereits beschriebenen Pflanzen bevorzugt der Hecken-Flügelknöterich nährstoffreichen Boden. Am besten sind sand- und lehmhaltige Böden. In Deutschland sind die meisten Bestände im norddeutschen Tiefland zu finden - also bis Düsseldorf - kommen aber in allen Bundesländern vor. Die größten Ansammlungen habe ich in Düsseldorf bisher an den Bahndämmen gesehen, wo sie in manchem Jahr meterhoch in den Büschen und Bäumen hängen.

Gemäß der Roten Liste Deutschland ist der Hecken-Flügelknöterich nicht gefährdet, auch wenn er in manchen Regionen selten ist.

Je nach Gegend wächst er mit unterschiedlichen Pflanzenarten zusammen. Er ist Futterpflanze und Nektarlieferant für einen Falter namens Raukenspanner.


Quellen:

R. Fitter, A. Fitter, M. Blamey, 2000: Pareys Blumenbuch, Parey Buchverlag Berlin, S. 42

Text und Fotos: Brigitte Steinke – Biologin – NABU Düsseldorf e. V.