Pflanze des Februar

Die Rot-Buche (Fagus sylvatica)

Abb. 1 Junge Buchen im Mühlenbusch bei Rosellerheide (Neuss)
Abb. 1 Junge Buchen im Mühlenbusch bei Rosellerheide (Neuss)

Die Rot-Buche ist der häufigste Laubbaum Deutschlands und ist auch im Winter leicht zu erkennen. Vom Namen her könnte man meinen, die Rot-Buche habe rote Blättern. Dies ist aber die Blutbuche. Sie ist durch eine Mutation aus der Rot-Buche entstanden und selten. Die Rot-Buche ist das, was wir gemeinhin „Buche“ nennen. Rot-Buche wird sie in Abgrenzung zur Weißbuche genannt, diese wiederum besser bekannt als Hain-Buche. Ihr Stamm ist dem der Rot-Buche sehr ähnlich, das Holz ist aber weißer. Und, um es noch komplizierter zu machen, Hain-Buchen sind Birkengewächse und keine Buchengewächse. Rot ist auch nur das Kernholz bei über 100‑jährigen Bäumen. Erst nach der sogenannten Dämpfung bei der Verarbeitung des Holzes wird auch das weiße Holz rot oder rötlich. Der Name Rot-Buche ist indogermanischen Ursprungs, wobei sich unsere Wörter „Buch“ oder „buchen“ von dem Wort Buche ableiten lässt.

 

Buchenmischwälder sind früher wahrscheinlich der natürliche Bewuchs Mitteleuropas gewesen, wobei die begleitenden Baumarten je nach Bodenbeschaffenheit unterschiedlich waren und sind. Rot-Buchen haben keine besonderen Bodenansprüche. Sie mögen jedoch keine Staunässe und als Flachwurzler keine zu schwankenden Wasserspiegel oder dauerhafte Trockenheit. Gründe, weshalb im letzten Jahr sehr viele eingegangen sind oder geschädigt wurden. In den kommenden Jahren werden sie als Reaktion ein extremes Minderwachstum aufweisen.

 

Natürliche Buchenwälder gibt es in Europa fast nicht mehr, weshalb die EU in der „Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie“ bestimmt hat, dass mehrere Lebensraumtypen des Buchenwalds unter Schutz zu stellen oder neu zu schaffen seien. NRW tut sich damit sehr schwer.

 

Woran erkennt man Rot-Buchen im Winter?

Zunächst einmal an den glatten, besonders im Sonnenlicht silbrig scheinenden Stämmen (Abb. 1). Aber Vorsicht Viele andere junge Bäume haben ebenfalls silbrige und glatte Rinden und vermooste Buchenrinden können ziemlich grün aussehen. Bei der Buche bleibt die glatte Rinde jedoch auch im Alter bestehen. Nur am Fuß des Baumes kann sie rissig werden. Wenn man den Stamm mit den Augen abfährt, entdeckt man bei älteren Exemplaren wahrscheinlich eine weitere Besonderheit. An den Stellen, an denen Äste entweder abgefallen sind oder abgesägt wurden, aber auch an Astgabelungen, ist die Rinde meistens bogenartig eingerissen. An den Astnarben können sich regelrechte Augen mit elegant geschwungenen Augenbrauen bilden. Es gibt eine unglaubliche Vielfalt davon. Auf dem Südfriedhof mit seinem alten Buchenbestand kann man sich schon fast davon verfolgt fühlen (Abb. 2). Längsrisse wie links auf dem Foto zu sehen, sind dagegen Resultat des Dickenwachstums.

 

Abb. 2 Verzweigter Buchenstamm mit bogenförmig aufgerissener Rinde an früheren Astansätzen
Abb. 2 Verzweigter Buchenstamm mit bogenförmig aufgerissener Rinde an früheren Astansätzen

Ist man sich noch nicht sicher, ob es sich wirklich um eine Buche handelt, sollte man auf den Boden schauen. Dort findet man mit Sicherheit noch mehr oder weniger vertrocknete oder vermodernde Blätter (Abb. 3). Rot-Buchenblätter sind eiförmig, leicht gezähnt, und enden in einer Spitze. An den vertrockneten Blättern auf dem Foto kann man erkennen, dass die Zähne durch eine leichte Verlängerung der Blattnerven über den Blattrand hinaus entstehen.

 

Die Hauptadern und deren Achseln sind auf der Blattunterseite behaart; ganz junge Blätter auf der gesamten Oberseite, jedoch feiner. Frische Blätter sind leicht gewellt, auf der Oberseite dunkelgrün und auf der Unterseite hellgrün. Abgesehen davon können sie je nach Standort recht unterschiedlich aussehen. Im Frühjahr bezaubert ein Buchenwald durch seine lindgrünen Blätter. Buchenblätter zersetzen sich schnell, weshalb das Laub als Bodenverbesserer gilt.

 

Junge Buchenblätter wurden lange bei Entzündungen angewendet, sind essbar und können Salaten beigemengt werden.

Abb. 3 „Verspäteter“ Buchensämling in Herbstlaub.
Abb. 3 „Verspäteter“ Buchensämling in Herbstlaub.

Mit 20 bis 40 Jahren blühen Buchen das erste Mal. Männliche und weibliche Blüten befinden sich am gleichen Baum. Sie entwickeln sich jedoch in jeweils eigenen Blütenständen. Die Blüten erscheinen von April bis Mai zusammen mit den Blättern. Die weiblichen Blüten stehen aufrecht, die männlichen hängen herab.

 

Nach der Befruchtung durch den Wind entwickeln sich die typischen Früchte, das sicherste Erkennungszeichen der Buche. Sie bestehen aus Fruchtbechern, die typische, dreikantigen Samen enthalten, die Bucheckern (Abb. 4). Die Fruchtbecher sind von relativ weichen „Stacheln“ besetzt. In jedem Fruchtbecher reifen 2 Bucheckern.

Abb. 4 Geschlossener und geöffneter Fruchtbecher und Bucheckern
Abb. 4 Geschlossener und geöffneter Fruchtbecher und Bucheckern

Letztes Jahr brachten die Bäume auf dem Südfriedhof Unmengen davon hervor. Es war wahrscheinlich ein sogenanntes Mastjahr. Grund dafür war der trockene und warme Sommer. Solche Jahre sind sehr belastend für die Bäume, weil die Produktion sie sehr viel Energie kostet. Dieses Jahr wird es deshalb unabhängig vom Wetter nicht viele Samen geben. In normalen Jahren werden große Mengen der Samen von Wildschweinen, Eichhörnchen und verschiedenen Mäusearten gefressen. Letztere verbreiten sie auch durch das Horten und Nichtwiederfinden. In Mastjahren bleiben sehr viele Samen für die Vermehrung übrig. Bucheckern enthalten das leichte Gift Trimethylamin und Oxalsäure. Beim Rösten der Bucheckern zersetzt sich das Trimethylamin und sie werden auch für den Menschen essbar.

 

Das Holz der Rot-Buche wird intensiv wirtschaftlich genutzt. Da es sich gut spalten lässt und einen sehr hohen Brennwert hat, ist es der Hauptlieferant für Brennholz. Auch in der Möbel- und Zellstoffindustrie spielt das Holz eine große Rolle. Es verträgt jedoch keine Nässe und ist deshalb ohne Behandlung im Gegensatz zur Eiche für den Außenbereich ungeeignet.

Im Mittelalter fielen große Buchenbestände der Glasherstellung zum Opfer. Für Grünglas wurde die Holzasche (Pottasche) benötigt.

 

Sonstige Merkmale:

Buchen wachsen in den ersten 30 bis 50 Jahren schnell, danach immer langsamer. Ab einem Alter von ca. 200 Jahren wachsen sie nur noch wenige Zentimeter pro Jahr und stecken die Energie hauptsächlich in die Krone. Die normale Lebensdauer beträgt um die 300 Jahre. Einzelne Exemplare wurden über 500 und sogar 800 Jahre alt.

 

Die Bäume können bis 45 Meter hoch werden und als Solitärbäume mächtige, gleichmäßige Kronen von bis zu 30 m Breite entwickeln. Ihre dicken Äste stehen dann fast waagerecht. Durch mangelndes Licht und die Konkurrenz im Wald und besonders in Kulturwäldern wachsen sie schlanker und bilden die Krone erst in großer Höhe aus.

 

Eine besondere Wuchsform der Rot-Buche möchte ich nicht vorenthalten. Sie ist selten und bizarr mit ihrem kurzen Stamm, den schlangenartigen Ästen und dem überbreiten Kronendach – die Süntelbuche (Abb. 5).

Abb. 5 Süntelbuche in Neuss
Abb. 5 Süntelbuche in Neuss

Fauna

Neben den oben genannten Nagern und Wildschweinen profitieren sehr viele andere Tiere von den Buchen.

Spechte bauen gerne ihre Höhlen in den Stämmen.

Hunderte von Insekten und Spinnentieren (darunter die Buchengallmücke und 63 Nachtfalter) leben von

lebenden Buche oder ihrem Totholz.

 

Quellen:

RICHTLINIE 92/43/EWG DES RATES vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen, Anhang I, Pkt. 91( Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU):

 

https://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CONSLEG:1992L0043:20070101:DE:PDF

Floraweb: https://www.floraweb.de/pflanzenarten/artenhome.xsql?suchnr=26527&

H. Genaust, 1996: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. Birkhäuser Basel. ©Springer Basel AG, S. 244-245.

Landesamt für Wald- und Forstwirtschaft:
http://www.lwf.bayern.de/waldbau-bergwald/waldbau/087051/index.php

 

P. Muck, H. Borchert, J. Hahn et al. 2009: Rotbuche – Mutter des Waldes, LWF aktuell 69
(
http://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/boden-klima/dateien/a69_die-rotbuche-mutter-des-waldes-muck-borchert-hahn-immler-joos-konnert-walentowski-walter.pdf.

Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (Hrsg.), 2008: Ergebnisse angewandter Forschung zur Buche. Beiträge aus der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt, Band 3. Universitätsverlag Göttingen:
https://www.univerlag.uni-goettingen.de/bitstream/handle/3/isbn-978-3-940344-44-1/NWFVA3_buche.pdf?sequence=1

 

Text und Fotos: Brigitte Steinke - Biologin - NABU Düsseldorf e. V. - 02/2021