Pflanze des Dezembers

Die Schwarz-Pappel (Populus nigra)

Pflanze des Monats Dezember
Abb. 1 Jüngere Schwarzpappeln mit Misteln und einer Vogelschar in der Krone

Schwarzpappeln haben im Abendlicht mit ihren rundlich, nestartigen Misteln etwas Mystisches. Da sie wie weihnachtlich geschmückt wirken, möchte ich ihnen diesen Monat widmen.


Pappeln, wissenschaftlich Populus genannt, gehören zu den Weidengewächsen (Salicaceae). Sie sind fast überall in Nordamerika und Eurasien in den nördlicheren Breiten zu finden. In Deutschland einheimisch sind die Schwarz-, die Silber- und die Zitterpappel, auch Espe oder Aspe genannt. Die hier ebenfalls häufig anzutreffende Pyramiden- oder Säulenpappel ist eine gezüchtete Unterart der Schwarzpappel, deren Herkunft nicht ganz klar ist. Es gibt es viele Kreuzungen, so auch bei der Schwarzpappel. Leider kann man nur durch genetische Untersuchungen feststellen, ob sie mit ihrer nordamerikanisch/kanadischen Verwandten hybridisiert ist, weil beide Arten gleich aussehen. Die reine einheimische Art ist in Deutschland gefährdet, in NRW sogar stark gefährdet. Außerdem sind die meisten Bäume hier schon sehr alt. Ein Verlust für unsere Region, denn dieser Baum war hier früher sehr häufig.

 

Alle Pappeln die, wie auf den Rheindämmen, in Reih und Glied stehen, wurden natürlich gepflanzt. Pappeln wachsen sehr schnell, auch weil sie eine längere Periode im Jahr wachsen als andere Bäume. Ein Meter Zuwachs pro Jahr sind möglich. Diese Eigenschaft hat sie früher als Papier- und Energielieferant prädestiniert. Heute gilt ihr Holz als wertlos. Es wird für Küchenutensilien benutzt.

 

Sie sind aber extrem robust, halten Stürmen durch ihre Biegsamkeit sehr gut Stand, sind durch ihre vielen sekundären Inhaltsstoffe unempfindlich gegen Verletzungen und Insektenfraß und können, wenn sie umkippen, sogar am Stamm neue Wurzeln bilden. Die Blätter verrotten sehr schnell und sorgen so rasch für neuen Humus. Und sie sind die Kinderstube der Raupen sehr vieler Falterarten. Ökologisch betrachtet sind Pappeln daher sehr wertvoll.

 

Die sekundären Inhaltsstoffe sind wie bei Weiden vor allem Gerbstoffe und Phenolverbindungen wie Salicin und Verwandte. Daher auch der gemeinsame Familienname Salicaceae. Salicin wird von der Leber zu Salicylsäure umgebaut. Es ist der Grundstoff von Acetylsalicylsäure (ASS), dem Schmerz- und Entzündungshemmer. Die Wirkung war schon Hildegard von Bingen bekannt.

 

Pappeln sind getrennt geschlechtlich und regelrecht vermehrungswütig. Die Blüten wachsen in „Kätzchen“ und werden windbestäubt. Die Samen kennen Sie sicherlich alle. Im Frühjahr fliegen sie in zig Millionen pro Baum mit ihren Flugorganen wie Flocken herum und bedecken als Pappelschnee ganze Landschaften.

 

Bei optimalem feuchtem Standort kann man bei unseren Arten fast schon sagen: „Hast du eine Pappel, hast du viele Pappeln.“ Sie sind dann extrem keimfähig, wenn auch nur kurz. Bei Niedrigwasser entstehen am Rheinufer wie aus dem Nichts kleine Pappelwäldchen auf dem freiliegenden Kies oder Sand. Es können aber auch Schösslinge sein, die aus dem weit ausgedehnten Wurzelnetz der Mutterpflanze sprießen und damit echte Klone sind (Abb. 2). Vielleicht haben sie all diese Techniken entwickelt, weil sie erst spät Samen entwickeln. Schwarzpappeln werden meist „nur“ 100 bis 150 Jahre alt werden.

Abb. 2 Auf der Kiesbank am Rhein hat sich ein neues Wäldchen aus Schwarz-Pappeln entwickelt
Abb. 2 Auf der Kiesbank am Rhein hat sich ein neues Wäldchen aus Schwarz-Pappeln entwickelt

Woran erkennt man die Schwarzpappel?

Im Winter kann man zunächst die ungleichmäßige, ausladende Krone als Anhaltspunkt nehmen. Die einheimische Art wächst gerne etwas schief. Manchmal erkennt man sogenannte Wasserreiser. Diese wachsen zu mehreren von einem Ast aus senkrecht gen Himmel und wirken wie nicht dazugehörend. Bei älteren Bäumen zeigt die graubraune Borke des Stammes ein Relief wie Einkaufsnetze (Abb. 3). Zweige wie auch junge Bäume haben dagegen eine glatte Rinde (Abb. 4). Alte Bäume sind knorrig mit vielen Wülsten und „Beulen“ am Stamm und dicker Borke. Sie könnten mit Eichen verwechselt werden. Der Name Schwarz-Pappel (Populus nigra) wurde wahrscheinlich in Abgrenzung zur Silber-Pappel (Populus alba) gewählt, deren jüngste Triebe und Blattunterseiten wie weiß bepudert aussehen und deren Rinde in jugendlichem Alter eine weißgraue Rinde (mit Warzen) aufweist. Die wird später allerdings ebenfalls grau mit netzartiger Struktur.

Abb. 3 Die Borke der älteren Schwarz-Pappeln hat eine netzartige Struktur.
Abb. 3 Die Borke der älteren Schwarz-Pappeln hat eine netzartige Struktur.
Abb. 4 Junge Schwarz-Pappeln haben eine glatte Rinde.
Abb. 4 Junge Schwarz-Pappeln haben eine glatte Rinde.

Auch an abgeworfenen Blättern, deren Farbe im Herbst von oliv-bis dunkelgrün zu einem reinen gelb wechseln, lässt sich erkennen, dass sie rhombisch sind, bei schnellem Blick herzförmig. Sie haben einen gesägten, hellen Rand. Die Haupt-Blattrippen treten deutlich hervor (Abb. 4).

Abb. 5 Laubblatt der Schwarz-Pappel
Abb. 5 Laubblatt der Schwarz-Pappel

 Die Schwarz-Pappel braucht einen nährstoffreichen Boden und viel Licht. Sie bekommt gerne einmal nasse Füße, aber nicht für länger. Deshalb steht sie gerne in erster Reihe an sand- oder kiesreichen Ufern, wie sie u. a. Rhein und Elbe aufweisen. Wird der untere Stamm von Sedimenten oder Schlick bedeckt, bildet sie hier einfach neue Wurzeln. Zusammen mit Weiden und Eschen bildet sie die Weichholz-Auwälder. Fahren Sie einmal nach Himmelgeist und gehen Sie den wunderschönen Weg am Strand entlang. Er begleitet einen kleinen Auwaldstreifen. Gleichzeitig können Sie auf den Wiesen prächtige Einzelexemplare finden.

 

Die Schwarzpappel war 2006 Baum des Jahres des NABU.