Kiebitze in Düsseldorf

Kiebitzschutz dringend erforderlich!

Kiebitz Jungvogel zwischen Blumentöpfen in Volmerswerth / Foto: Christine Kammel
Kiebitz Jungvogel zwischen Blumentöpfen in Volmerswerth / Foto: Christine Kammel

Noch in den 1970er Jahren war der Kiebitz (Vanellus vanellus) ein Allerweltsvogel, der auf feuchten, extensiv bewirtschafteten Wiesen und Weiden sowie Äckern und Ackerbrachen in Nordwestdeutschland große Bestände entwickelte. An diesen Lebensraum hatte er sich sehr erfolgreich angepasst, nachdem sein ursprüngliches Biotop, Moore und regelmäßig überschwemmte Flussniederungen, durch Entwässerung und Begradigung größtenteils zerstört worden waren. Doch seit der Intensivierung der Landwirtschaft mit Flurbereinigung, Düngung, Pestizideinsatz, Verlust von Brachen und dem Anbau nachwachsender Rohstoffe ist der Lebensraum des Kiebitzes stark bedroht. Nach Angaben des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten ist sein Bestand im Zeitraum von1992 bis 2016 um 88% zurückgegangen.


Auch in Düsseldorf war der Kiebitz besonders auf Äckern verbreitet. Heute ist er nicht mehr oft zu beobachten und gehört nach dem Status der Roten Liste NRW zu den 14 seltensten Vogelarten. Darüber hinaus ist es eine der am stärksten von anthropogenen Lebensräumen abhängige Art. Die letzten beiden im Stadtgebiet von Düsseldorf verbliebenen Brutkolonien siedeln an Sonderstandorten im Hochwasserrückhaltebecken Kalkum und am Flughafen sowie den intensiv genutzten Gartenbauflächen in Düsseldorf-Hamm/-Volmerswerth. Der Schutz dieser Standorte soll durch koordinierte Aktionen des NABU Düsseldorf, der Biologischen Station Haus Bürgel und der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Düsseldorf in der kommenden Zeit verbessert werden. Diese Zusammenarbeit wird unter der lokalen Arbeitsgruppe „Stadtgrün naturnah“ als Maßnahme geführt, einem Auditverfahren der Kommunen für biologische Vielfalt, an dem die Landeshauptstadt seit 2020 teilnimmt.

 

In Volmerswerth brüten die Kiebitze auf Gemüseäckern. Hier sollen die Gelege geschützt werden, indem sie mit Stäben gekennzeichnet werden, so dass sie beim Bearbeiten der Fläche umfahren werden können. Nach dem Schlüpfen werden die Küken von ihren Eltern auf die benachbarte Gartenbauflächen geführt, wo sie zwischen den dicht gestellten und bewässerten Blumentöpfen Schutz und Nahrung finden. Eine Gefahr stellen jedoch die Entwässerungsgräben dar. Sie haben so steile und glatte Wände, dass hineingefallene Kiebitzküken nicht aus eigener Kraft wieder herauskommen können. Hühnerleitern sollen ihnen als Kletterhilfe dienen.

 

Das Hochwasserrückhaltebecken in Kalkum ist wegen der feuchten Wiesen auf der Sohle des Beckens ein geeignetes Brutgebiet für die Kiebitze. In Zeiten mit geringen Niederschlägen kommt es jedoch vor, dass der Boden austrocknet und die Vögel dort keine Nahrung mehr finden. Die Kiebitzeltern versuchen dann, ihre Jungen auf die Rasenfläche des Flughafengeländes zu führen. Dabei müssen zwei Wege und ein Graben überquert werden. Darüber hinaus stellen freilaufende Hunde, unachtsame Fußgänger und die steilen Grabenränder große Risiken dar. Rabenkrähen als natürliche Feinde der Kiebitze siedeln unmittelbar am Rand.

 

Hier sollen Spaziergänger durch Schilder informiert werden. Außerdem soll das Gebiet während der Brutzeit von ehrenamtlichen NABU-Mitgliedern intensiv betreut werden. Ein kleiner aber hoher Baum der Rabenkrähen und anderen Greifvögeln als Ansitz dient, wird entfernt.

 

In beiden Brutgebieten werden die Kiebitze genau beobachtet und die Daten zentral gesammelt. Dabei kann jeder mithelfen. Jede Meldung über brütende und Junge führende Kiebitze oder beobachtete Küken trägt dazu bei, die Situation der Vögel besser zu erfassen. Meldungen an: info@nabu-duesseldorf.de. So können die Schutzmaßnahmen schnell und gezielt angepasst werden.

 

Lokale Maßnahmen wie hier in Düsseldorf können helfen, den Bruterfolg einzelner kleiner Populationen zu verbessern. Um die dramatischen Bestandsrückgänge des Kiebitzes und anderer Wiesenvögel, wie Uferschnepfe, Feldlerche und Rebhuhn, aufzuhalten, bedarf es jedoch einer veränderten Agrarpolitik, wie sie vom NABU und anderen Naturschutzorganisationen seit langem gefordert wird.


 Aquarell Zeichnungen: Kammel - NABU Düsseldorf e. V.